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Wie entstehen die wellenartigen Wolken?

Kategorien: Antworten ▸ Wetter

Manchmal sind am Himmel seltsame Wolkenformationen zu sehen, die wie Wellen aussehen. Die Chemtrail-Gläubigen machen dafür gern „Chemtrails“ oder HAARP verantwortlich - was natürlich Unsinn ist.

Wellenartige Wolken - Schwerewellen

Fluide

Wichtig für das Verständnis ist, dass Gase und Flüssigkeiten Fluide sind und physikalische Gesetze für beide Zustände gelten. Sie zeigen also überwiegend das gleiche Verhalten. Insofern muss man sich einfach nur vorstellen, wie es zum Beispiel bei Wasser funktioniert - so kommt man dann auf das Verhalten der Luft. Ein gutes Beispiel sehen Sie am Kessel von Stuttgart, wo kalte Luft von den Bergen fließt: Luft ist wie Wasser - das Hinundher-Geschlabbere im Kessel von #Stuttgart gesehen vom Fernsehturm.

Leewellen, Schwerewellen

Auf dem Satellitenfoto beginnen diese wellenartigen Strukturen immer an Gebirgen. Im Westen ist dies das Rheinische Schiefergebirge, von dem aus sich die Wellen bis nach Brandenburg ziehen und im Südosten ist dies der Böhmerwald.

Strömt die Luft gegen ein Gebirge, gibt es eine Stauwirkung, so dass die Luft über das Gebirge zieht und hinter dem Gebirge in Wellen immer wieder nach unten „fällt“. Die nach oben gedrückte Luft kondensiert in der Höhe, während sich die Kondensation beim Absinken wieder auflöst.

Entstehung der Leewellen
Entstehung der Leewellen.
Quelle: klima-der-erde.de/foehn.html
Solche Wellen können sehr weit reichen; sie sind also durchaus nicht nur in der Nähe von Gebirgen zu sehen, obwohl sie dort entstanden sind. So kann es auch schon mal der Fall sein, dass man von Berlin aus Wellen sieht, die am Harz entstanden sind.

Eine sehr schöne Beschreibung finden Sie auf klima-der-erde.de. Bitte beachten Sie jedoch auch den Schluss der Seite - diese Wellen gibt es nicht nur nur an den Alpen, denn Luftbewegungen gibt es überall.

Solche Wellen sehen nicht nur interessant aus, sondern sie haben auch Bedeutung, zum Beispiel in der Luftfahrt. Während sie manchen Fluggeräten gefährlich werden können, sind es die Segelflieger, die genau diese Wellen ausnutzen. Viel Material dazu (auch Flugberichte) finden Sie auf schwerewelle.de.

Die Bezeichnung für diese Wellen ist "Schwerewellen" oder "Leewellen".

Wir können das Verhalten auch damit vergleichen, wenn Wasser über ein Hindernis fließt. Auch dies wird nach dem Hindernis Wellen bilden.

Undulatus

Nun wird man diese Wolken allerdings nicht nur in der Nähe oder ausgehend von Gebirgen sehen. Diese Wellen können auch sonst entstehen, wenn die Luft in der Höhe unterschiedliche Dichten hat und die mit der größeren Dichte unten ist, also überall. Hierbei handelt es sich um „externe Schwerewellen“, die sich an der Grenzfläche ausbreiten. Dabei kann man manchmal besonders interessante Wellen wie auf dem Wasser sehen - die Kelvin-Helmholtz-Instabilität.

Auch hier ist das Prinzip, dass die Luft in den Wellenbergen in kühlere Schichten (über das Kondensationsniveau) gerät und dort kondensiert, während sich die Kondensation beim Absinken in die Wellentäler wieder auflöst.

Beschreibungen und Abbildungen solcher Wolken (oft Altocumulus undulatus) findet man auch in sehr alten Dokumenten, wie zum Beispiel in Cloud Studies von 1905. Da es HAARP damals noch nicht gab, ist also klar, dass diese Wellen unabhängig davon und natürlich entstehen.

Wellenwolken gibt es schon immer.
Wellenwolken in alten Dokumenten

Kármánsche Wirbelstraße

Kármánsche Wirbelstraße

Kármánsche-Wirbelstraße-Generator
in der Mur in Graz

Wenn das Fluid ein Hindernis nicht über-, sondern umströmt, kann ein Phänomen entstehen, das als Kármánsche Wirbelstraße bezeichnet wird.

Dabei sieht man gegenläufige Wirbel, die immer größer werden, meist jedoch nur in zweidimensionaler Darstellung, obwohl diese Wirbel tatsächlich räumlich sind.

Im Wasser ist es bei gleichmäßiger Strömung hinter einem Brückenpfeiler zu sehen (siehe Foto aus Heidelberg 2013), man kann es auch mit dem Finger in der Badewanne provozieren.

Kármánsche Wirbelstraße

In der Luft ist es schwerer zu erkennen. Im Prinzip sieht man es auch nur von oben, wenn Kondensation vorhanden ist, also Bewölkung. Dann erkennt man im Beispiel an den dunklen Bereichen in den Wirbeln, dass dort die Luft absinkt und an den Wolken aus den Wirbeln heraus, dass dort die Luft steigt.

Wer die Möglichkeit hat, sich das hinter einem Brückenpfeiler anzusehen, sollte deshalb vor allem auf die dreidimensionale Bewegung achten. An der Stelle, an der das Wasser von unten kommt, sieht man gut die Macht bzw. die Kraft dieser Wirbel.

Beispiel zur Manipulation durch die Chemtrail-Gläubigen

Das alles wissen die Chemtrail-Gläubigen natürlich nicht. Deshalb gehen sie, insbesondere die von Rechtsanwalt Storr mitgegründete sogenannte Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“, davon aus, dass diese Wolken ganz neu wären.

Wolkenklassifikation
Screenshots: Wolkenklassifikation bei GLOBE Schweiz

So ist man auf der Seite von „Sauberer Himmel“ mit der Überschrift „Weißt du, dass die Wolken Namen haben?“ sehr erstaunt darüber, dass GLOBE Schweiz Lernmaterial für Kinder zur Verfügung stellt, in dem die Klassifikation der Wolken vermittelt wird:

Dabei sollen die Kinder lernen, dass auch neuartige, künstliche Wolken Namen haben.

Für Herrn Storr und seine Chemtrail-Gläubigen mag das neu sein. Aber sehen wir uns mal an, worum es ihnen geht:

Natürlich wird nicht erwähnt, dass es sich bei den abgebildeten Wolken um absichtlich ausgebrachte chemische Wolken handelt. Die klebrigen Polymerfasern und die daran haftenden Metallstäube werden in dem Wolkenatlas für Kinder auf Seite 15 abgebildet und wie folgt beschrieben:

"Weißt du, wie die Wolken heißen, die höher als alle anderen liegen? Die Cirrus-Wolken sind ganz hoch oben am Himmel. Sie sehen aus wie feine Daunenfedern von jungen Gänsen oder wie Pferdeschweife, die der Wind verweht."

Cirren sind für „Sauberer Himmel“ also neuartig. Allerdings hat man bis jetzt wahrscheinlich noch nicht zum Himmel gesehen, denn diese Cirren sah Goethe schon am 18. Mai 1820 (Goethes sämtliche Werke, Band 5). Und auch Arthur William Clayden hat sie 1905 bereits dokumentiert (Cloud Studies). Und so tritt natürlich die Frage auf: Wenn es damals noch keine Flugzeuge gab - wie konnten diese Wolken dann durch Chemtrails entstehen?

Auch die Kondensstreifen gehören zu den Cirren, was den Chemtrail-Gläubigen naturgemäß nicht gefällt:

Auf Seite 21/22 wird es dann richtig dreist, indem - ähnlich wie bei Wikipedia - Chemtrails abgebildet und als Kondensstreifen bezeichnet werden.

Die gibt es aber auch schon so lange, wie Flugzeuge in den entsprechenden Wetterbedingungen unterwegs sind. Sogar im Zweiten Weltkrieg sah man sie: WWII Contrails. Also nichts mit „neu“.

Cirren und Wellenwolken in Cloud Studies, 1905
Screenshots: Cirren und Wellenwolken in Cloud Studies, 1905

Und auch die Wellenwolken sind laut „Sauberer Himmel“ HAARP zuzurechnen:

Natürlich dürfen auch die typischen HAARP-Wolken in dem Lehrmaterial nicht fehlen (vgl. Seiten 13 u. 27).

Gemeint sind natürlich die hier beschriebenen Wellenwolken, die man auch in der bereits genannten historischen Literatur findet: Cloud Studies von 1905. Auch nichts mit „neu“.

Man merkt deutlich, dass die Chemtrail-Gläubigen, so auch immer wieder die Leute von „Sauberer Himmel“, mangels Bildung nichts mit den Vorgängen am Himmel anfangen können. Demzufolge ist für sie alles neu und da es am leichtesten zu verstehen ist, wird es einfach Chemtrails und HAARP in die Schuhe geschoben.

Traurig aber wahr: Die Stellen, die sich um tatsächliche Bildung kümmern, sollen deshalb das Niveau auf das der Chemtrail-Gläubigen senken, denn von „Sauberer Himmel“ kam natürlich gleich die Aufforderung an die Auftragsschreiber, GLOBE mit Spam zu bombardieren.