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Warum wird das Thema Chemtrails nicht öffentlich diskutiert?

Kategorien: Antworten ▸ Amtliches?
Bundestagspetition gegen Geo Engineering

An dieser Stelle sei zuerst auf ein paar Unterschiede hingewiesen:

Bei den vermeintlichen Chemtrails geht es um das Ausbringen von Substanzen in bestimmten Bereichen der Atmosphäre, um die Sonneneinstrahlung zu vermindern. Die Chemtrail-Gläubigen behaupten, die immer wieder am Himmel zu sehenden langlebigen Streifen seien Chemtrails, also Geoengineering. Diese Streifen befinden sich meist in einer Höhe zwischen 9 und 13 km über NN, also in Reisehöhe in der Troposphäre.

Bei dem Geoengineering, über das man in der Wissenschaft spricht und wozu es durchaus Veröffentlichungen gibt, geht es allerdings um Ausbringungen in der Stratosphäre, die in ca. 12 - 15 km Höhe beginnt. Die für GE möglichen Höhen sind aber noch weiter oben, man spricht hier ab ca. 20 km. Allerdings gibt es nur sehr wenige Flugzeuge, die in diese Höhen vordringen könnten, also müsste man sich dazu technisch erst etwas ausdenken, um diese Ausbringung umzusetzen. Derzeit möchte man dafür Ballons nutzen, die kommen einfach höher:
Ice-spraying balloons are the latest climate idea
Harvard's Solar Geoengineering Research Program Launches Spring 2017

Und wie wir auch an diesen aktuellen Projekten sehen, werden diese eben durchaus öffentlich vorgestellt. Es ist also nicht geheim - war es auch noch nie.

Die Mathematikprobleme des Rechtsanwalt Storr
Screenshot von www.sauberer-himmel.de

Die Chemtrail-Gläubigen gehen also bei dem, was sie sehen, von etwas aus, was gar keinen Sinn macht und was gar nicht der Inhalt der Diskussionen über Geoengineering ist, gar nicht sein kann.

Problematisch ist dabei bei den Chemtrail-Gläubigen, dass sie nicht nur von Physik keine Ahnung haben, sondern auch von Mathematik nicht. So zitiert „Sauberer Himmel“ die Goethe-Universität:

Dort heißt es auch, dass dies „nur in der Stratosphäre (z > 10-15 km Höhe) möglich“ sei, weil „in der Troposphäre die Senken zu groß“ seien.

Normalerweise würde man natürlich das Zeichen „>“ erkennen und wissen, dass damit Höhen über 10 - 15 km gemeint sind. Die Chemtrail-Gläubigen machen daraus aber ihre eigene Mathematik, denn auf der Seite von „Sauberer Himmel“ steht:

Damit dürfte es für jeden nachvollziehbar sein, dass diese Maßnahmen effektiv über Verkehrsflugzeuge abgewickelt werden können, da diese ohnehin in dieser Höhe (10-15 km Höhe) unterwegs sind.

Geoengineering umfasst aber eigentlich noch mehr, was bei den Chemtrail-Märchen ausgeblendet wird. So ist angedacht, die Meere zu düngen, CO₂ zu verklappen, usw. Diese Maßnahmen sind näher an der Realität als irgendwelche Ausbringungen in der Atmosphäre, denn sie wurden bereits praktisch getestet. Die Chemtrail-Gläubigen konzentrieren sich jedoch auf die Chemtrails, die es gar nicht gibt. Wenn sie also von Geoengineering sprechen, meinen sie in der Regel diese Chemtrails.

Zurück zur öffentlichen Diskussion:

Die erste Frage ist doch: Warum soll man über etwas öffentlich diskutieren, das es nicht gibt? Muss über alles, an das irgendwelche Leute glauben, öffentlich diskutiert werden?

Zuständige Stellen wie meteorologische Dienste, die Grünen, Flugsicherung, ATC, usw. erhalten auch immer wieder Fragen danach und können nur antworten, wie es sich wirklich verhält. Dass das aber nicht die Antworten sind, die sich die Chemtrail-Gläubigen erhoffen, ist auch klar.

Bundestagspetition: Diskussion

Bundestagspetition gegen Geo Engineering

Im April 2010 gab es eine Bundestagspetition zum Thema (Klimaschutz - Kein Einsatz von Geo-Engineering über Deutschland). Dazu gab es auch die Möglichkeit, zu diskutieren, was auch intensiv genutzt wurde. Hier haben wir schon mal eine höchst öffentliche Diskussion an der höchsten Stelle. Aber nicht nur das: Die Petition hätte man nutzen können, um die Chemtrail-Gläubigen zu mobilisieren. Aber was war? Nichts. Gerade mal 2965 Mitzeichner gab es. Wohlgemerkt: Bei einer Bundestagspetition, wo man das Ganze höchst öffentlich hätte machen können. Wo war da das Interesse der Chemtrail-Gläubigen?

Während der Diskussion bemerkten Chemtrail-Gläubige auch immer wieder, dass sie Altnickel, ihren Oberguru, zur Diskussion eingeladen hätten.

Ein Kommentator "gullyparlament" (Klaus Lohfing-Blanke) schrieb zum Beispiel:

„Was mich indes selbst etwas wundert, ist folgender Umstand. Ich versuchte mehrmals Herrn Werner Altnickel auf die verschiedenste Art zu kontaktieren, so wie es ebenfalls mehrere Unterstützer der Petition machten, die es mir schrieben. Bis heute null Reaktion, was auch für mich eine ganz besondere Erkenntnis ist.

Vielleicht hat er Gründe sich hier nicht einzubringen, ich weiß es nicht, trotzdem finde ich es nicht gut, auf Tauchstation zu gehen und nicht wenigstens den Kontakt gesucht zu haben.“

Oder ein Kommentator "114554558" schrieb:

„Im übrigen hat W. Altnickel zumindest die Petition unter aktuell/News mit auf seine HP aufgenommen.
Sein Erscheinen hier hätte ich allerdings auch erwartet“

Wer nahm aber nicht teil? Altnickel. Wohlgemerkt: Bei einer Diskussion, bei der man das Ganze höchst öffentlich hätte machen können, hält er sich heraus und lässt seine Anhänger im Regen stehen.

Klar ist aber auch, dass Altnickel an der Diskussion nicht teilnehmen konnte. Warum? Suchen Sie einfach mal nach Videos, in denen sich die Gurus der Verschwörungstheorien Diskussionen stellen. Sie werden keine finden. Zu einfach ist es, die Inhalte der Verschwörungstheorien, wie eben auch der Chemtrail-Theorien, durch Fakten zu widerlegen. Das wissen natürlich die Leute wie Altnickel. Zu groß ist also das Risiko, dass sie sich blamieren und ihr Image angekratzt wird. Und darunter würden die Einnahmen dieser Leute leiden - es würden weniger Bücher gekauft, weniger Vorträge besucht, usw. Und weniger Einnahmen ist das Letzte, was diese Leute wollen.

Ein ernsthaftes Interesse der (führenden) Chemtrail-Gläubigen an Aufklärung scheint also wohl doch nicht da zu sein, denn wenn alle merken würden, dass es keine Chemtrails gibt, würde ein ganzer Markt wegbrechen - für Literatur, Seminare, Mittelchen, usw. Es ist halt in vielen Bereichen so: Die Nachfrage nach bestimmten Produkten muss erzeugt werden. In der Werbung im Fernsehen ist es ja auch nicht anders - da versucht man unter Anwendung u. a. der AIDA-Regel, den Leuten im Unterbewusstsein zu suggerieren, dass sie etwas Bestimmtes brauchen. Und Kaffeefahrten finden immer noch statt, also muss sich das lohnen.

BMBF: Gedanken zum Climate Engineering

Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Climate Engineering
Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Climate Engineering
Das ist ein Stop-Schild.

Natürlich gibt es aber auch immer wieder Gedanken zu unserem Klima; es gibt Ideen, Denkansätze, Projektbeschreibungen, usw. Dazu erfolgt natürlich auch eine öffentliche Äußerung, wie es zum Beispiel bei der Sondierungsstudie Climate Engineering (http://www.kiel-earth-institute.de/sondierungsstudie-climate-engineering.html) der Fall war. Nun ist es aber nicht so, dass hier fertige Lösungen vorliegen - denkbare Möglichkeiten werden abgeglichen und gleichzeitig wird über Vorteile, aber auch über die Risiken nachgedacht.

Auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung liegt zum Climate Engineering eine Grafik mit Möglichkeiten vor, auf der aber eindeutig ein Stop-Zeichen zu sehen ist. Genannt sind dort die Risiken und ungeklärten Fragen, also ganz offiziell. Es ist noch lange nichts „in Sack und Tüten“ - bis man dazu kommt, sich über die Umsetzung von Maßnahmen Gedanken zu machen, wird hier noch viel zu tun, also zu überlegen, sein. Und man darf natürlich auch nicht selektiv vorgehen und nur die Möglichkeiten zur Kenntnis nehmen - sondern man muss schon auch sehen, dass die Risiken und ungeklärten Fragen genannt werden. Chemtrail-Gläubige neigen ja zu einer einseitigen Betrachtung. Im Gegenteil: Auch die Chemtrail-Gläubigen können natürlich an diesen Projekten und Ideen mitarbeiten. Dazu gehört aber, dass man mit dem Gejammere über die Märchen von Chemtrails, HAARP & Co. aufhört und konstruktiv an dem mitarbeitet, was irgendwann mal realistisch sein könnte.

Und selbst wenn es irgendwann mal zu Maßnahmen kommen würde - das aktuelle Gerede von den Chemtrails hat damit nichts zu tun. Auch dann wird es nicht dazu kommen, dass jeder Airliner irgendetwas versprüht. Die Grenzen, die das verbieten, werden trotzdem bestehen bleiben.

Das BMBF zur Sachlage:

„Die Sondierungsstudien kommen zwar zu dem Ergebnis, dass einige der Konzepte für Climate Engineering zumindest auf dem Papier den Treibhauseffekt abschwächen beziehungsweise die Erderwärmung mindern können.“

(Hinweis für die Chemtrail-Angsthasen: Da steht können.)

Und Studienkoordinator Prof. Gernot Klepper vom Kiel Earth Institute dazu:

„Allerdings sind vermutlich alle Vorschläge mit erheblichen ökologischen Risiken und Nebenwirkungen, ökonomischen Kosten und gesellschaftlichen Konfliktpotentialen verbunden.“

Übrigens gibt es auch Studien zum Terraforming des Mars (TERRAFORMING MARS: A REVIEW OF RESEARCH.). Wird mit der Veröffentlichung auch durch die Hintertür mitgeteilt, dass das bereits durchgeführt wird?

Max-Planck-Gesellschaft: Öffentliche Schlussfolgerungen

Neben all den Gedanken gibt es auch konkrete Schlussfolgerungen durch wissenschaftliche Studien. So fand im Mai 2012 in Mainz das Final Symposium des EU-Projekts IMPLICC durch das Max-Planck-Institut statt. Auch hier tauschte man sich über Ziele, Inhalte, Vorteile und Nachteile von Geoengineering aus und das Ergebnis ist, dass das Max-Planck-Institut Maßnahmen des Geoengineerings eindeutig ablehnt:

„Die Autoren der Studie mahnen deshalb, dass ein derartiger Eingriff in die Klimaprozesse keine Ersatz-Strategie sein kann, um die globalen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.“

Quelle: Kein Weg zurück: Durch Geo-Engineering entsteht ein neues Klima

Man sieht also schon, dass öffentlich eine sorgfältige Auseinandersetzung mit diesem Thema stattfindet. Dabei geht es vor allem darum, sorgfältig alle Seiten abzuwägen. Sensationshascherei, wie es etwa durch die angebliche Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“ betrieben wird, ist hier fehl am Platz - zu wichtig ist das Thema.

Und so wird eben nicht überstürzt gehandelt. Die Chemtrail-Gläubigen urteilen aber übereilt und vor allem äußerst selektiv. Sie brauchen nur mitzubekommen, dass sich jemand mit diesem Thema beschäftigt und schon werden die Beteiligten verurteilt, Geoengineering zu planen und durchführen zu wollen. „Sauberer Himmel“ von Rechtsanwalt Storr beurteilt zum Beispiel den Inhalt des Symposiums aufgrund der Tagesordnung und begründet darin den Beweis, dass Chemtrails gesprüht würden. Aber was danach kommt, interessiert die Chemtrail-Gläubigen nicht, weil sie das eben nicht zur Verbreitung ihrer Märchen einsetzen können. Gerade dieses Beispiel des IMPLICC zeigt genau das deutlich. Dass das Max-Planck-Institut Geoengineering ablehnt, wird man wohl so schnell nicht bei den Chemtrail-Gläubigen lesen.

Regierung: Ablehnung von Klima-Operationen

Und nicht nur Ministerien, Ämter und Institute lehnen Geo Engineering ab, auch die Bundesregierung. Als Antwort auf eine kleine Anfrage der SPD wurde zum Ausdruck gebracht, dass man Ansätze des Geoengineerings nicht verfolge, sondern vollständig auf die Minderung von Treibhausgasemissionen, sowie auf Anpassungsmaßnahmen, setze:

SPIEGEL ONLINE: Regierung lehnt Klima-Operationen ab

Chemtrail-Gläubige: Gurus meiden öffentliche Diskussionen

Man sieht also, dass über das Geoengineering in der Öffentlichkeit gesprochen wird und natürlich kann man dazu auch überall seine Meinung kund tun. Aber wie verhält es sich mit den Chemtrail-Gläubigen?

Die Frage dazu ist: Hat man einen der Gurus, wie Werner Altnickel, Dominik Storr, usw. schon mal auf einer öffentlichen Plattform angetroffen, wo sie mit Gegenmeinungen rechnen müssen?

Rechtsanwalt Storr veröffentlicht auf der Site von „Sauberer Himmel“ immer wieder Beiträge über andere. Aber natürlich gibt es dort keine Kommentarfunktion. Interviews, Reden, usw. werden dort gehalten bzw. geführt, wo die Verschwörungstheoretiker unter sich sind, wo es also auch keine Gegenmeinungen geben kann. Auf der Facebook-Seite von Herrn Storr bleiben Gegenmeinungen unbeantwortet.

Statt dessen wird das einfache Fußvolk immer wieder aufgefordert, sich überall einzumischen und zu spammen. Die Aufrufe dazu kann man immer wieder bei „Sauberer Himmel“ lesen. Und die einfachen Auftragsschreiber funktionieren - sie folgen den Aufrufen. Aber selbst bleibt man in Sicherheit, um nicht mit unliebsamen Argumenten konfrontiert zu werden.

Und daraus ergibt sich die Frage: Ist eine öffentliche Diskussion überhaupt gewollt oder möchte man nur seinen Spam an die Leute bringen? Mit großer Wahrscheinlichkeit wird Rechtsanwalt Storr auch weiter in Sicherheit agieren.