Zunächst der Hinweis: Höhen und Entfernungen am Himmel kann man mit dem bloßen Auge i. d. R. nicht schätzen. Siehe Höhen, Entfernungen und senkrechte Streifen.
Zunächst der Hinweis: Höhen und Entfernungen am Himmel kann man mit dem bloßen Auge i. d. R. nicht schätzen. Siehe Höhen, Entfernungen und senkrechte Streifen.
KLM ERJ-190 & B747-406 - Size Matters! pic.twitter.com/GGMKY6r3n9
— Planesonearth (@Planesonearth) 27. März 2014
Zum Aussehen der Streifen muss man zunächst davon ausgehen, dass es Jets in völlig unterschiedlichen Größen gibt, wie es auf dem Foto von @Planesonearth bei Twitter eindrücklich aufgenommen wurde. Mehr Beispiele:
Deshalb ist es auch normal, dass die Mengen der Abgase extrem unterschiedlich sind. So wird zum Beispiel ein kleiner Biz-Jet für fünf Leute wesentlich weniger Abgase haben, als es bei einem mit 500 Passagieren besetzten A380 der Fall ist. Man kann das auch gut am linken oberen Bild mit den drei Flugzeugen sehen, das an einem Tag aufgenommen wurde, als die Luft ausnahmsweise tatsächlich durchgehend ziemlich trocken war. Dort hinterlässt der A380 einen wesentlich größeren Streifen als die Boeing 737 und der A320.
Ein Flugzeug ist vom Start bis zum Ziel nicht immer mit dem gleichen Schub unterwegs.
Es muss steigen, Höhe behalten, sinken, ausweichen, Flughöhe wechseln usw.
Wenn ein Flugzeug sinkt, dürfte aber auch klar sein, dass es nicht den gleichen Schub gibt wie beim Steigflug. Und was heißt das?
Wenn weniger Schub gegeben wird, wird weniger Kerosin verbrannt und es gibt weniger Ausstoß. Die Folge ist, dass dadurch natürlich auch der Streifen kleiner ist - kürzer und vielleicht auch dünner. Sieht man nun zwei gleiche Flugzeuge in gleicher Höhe in identischen Wetterbedingungen, kann es also durchaus der Fall sein, dass ein Flugzeug einen langen Streifen hinterlässt, während das andere nur einen kurzen oder gar keinen Streifen hat.
Nun könnte man meinen, dass man sowas auch weitab von Flughäfen sieht. Das ist richtig. Erstens beginnt der Sinkflug manchmal bereits mehrere Hundert Kilometer vor dem Ziel (siehe auch Wikipedia: Top of Descent). Zweitens kann ein Flugzeug auch unterwegs mal die Höhe wechseln und muss so den Schub verringern. Und lässt sich ein gerade betanktes Flugzeug zurückfallen, kann es durchaus auch mal sein, dass der Streifen plötzlich aufhört.
Das Foto wurde in Berlin aufgenommen. Zu sehen sind zwei A320 in ungefähr gleichen Wetterbedingungen. Das Flugzeug mit dem längeren Streifen befindet sich im Reiseflug von Hamburg nach Wien, während das andere Flugzeug auf dem Weg von Wien nach Hamburg gerade den Sinkflug begonnen hat. Der Schub wurde reduziert und der Streifen ist somit auch kürzer.
Aber es ist natürlich auch sehr stark von den Wetterbedingungen abhängig:
Bei der Luft ist es wie bei einem Glas Wasser: Ist es voll, passt nichts mehr hinein und es läuft über.
In den unterschiedlichen Höhen gibt es unterschiedliche Luftschichten. Diese haben unterschiedliche Temperaturen und unterschiedliche Luftfeuchtigkeiten. Fliegt ein Flugzeug in einer Höhe mit trockener Luft, kann die Feuchtigkeit des Kondensstreifens gut aufgenommen werden und dieser ist sehr kurz oder auch gar nicht vorhanden (ja, auch das gibt es, siehe oberer Flieger in der Abbildung). Ist ein Flugzeug ein paar hundert Meter darüber unterwegs, kann die Luft schon wieder ganz anders sein, nämlich gesättigt. Da die Luft aber keine Feuchtigkeit aufnehmen kann: Wohin damit? An den Kondensationskernen, die das Flugzeug in den Abgasen gleich mitliefert, bildet sich dann der Kondensstreifen, der sehr lange bestehen bleiben kann - so lange, bis die umgebende Luft diese Feuchtigkeit aufgenommen hat. Das kann so einige Stunden dauern …
Im oberen Bild ist ein Vertikalschnitt zu sehen, also die Verteilung der Luftfeuchtigkeit in der Höhe. Bei ca. 300 hPa bis 200 hPa sind die Flugzeuge unterwegs. Im grauen Bereich ist die Luft feuchter, im blauen Bereich trockener. Das heißt, dass ein Flugzeug, das im grauen Bereich unterwegs ist, einen längeren Kondensstreifen hinterlässt, als ein Flugzeug, das im blauen Bereich fliegt.
Im unteren Bild sieht man auf dem Satellitenfoto einen Bereich mit Streifenbildung. Gleichzeitig ist der Himmel, wie die Chemtrail-Gläubigen es ausdrücken, verschmiert. Stellt man nun auf den mit einem weißen Rahmen gekennzeichneten Bereich den Vertikalschnitt mit der Feuchtigkeitsverteilung in der Höhe, kann man sehen, dass es genau der Bereich ist, der mit einem dunkleren Grau gekennzeichnet ist.
Sind in diesem grauen Bereich nun Jets unterwegs, bilden sich genau dort die langen haltbaren Streifen, während sich die Streifen links und rechts von diesem Bereich recht schnell auflösen. Wäre dort ein dunklerer blauer Bereich, wäre die Luft sehr trocken, so dass sich in diesem Fall gar keine Streifen bilden würden.
Wenn man nun diese Vertikalschnitte von http://www.wetter3.de/vertikal.html für die nächsten Tage aufruft, kann man vorhersagen, wann wo lange Kondensstreifen möglicherweise zu erwarten sind. Natürlich muss man dabei beachten, dass es sich bei den Karten um Modellberechnungen handelt, sie also ähnlich wie Wettervorhersagen sind. Genau wie die Wettervorhersagen manchmal nicht ortsgenau eintreffen, können diese Karten auch mal ungenau sein, wenn es zum Beispiel mal eine Kaltluftblase gibt. Allgemein gilt aber, dass die Karten umso genauer sind, je näher sie an einem Termin liegen.
Auf kachelmannwetter.com kann man sich zu bestimmten Zeiten die Ergebnisse der Radiosondenaufstiege anzeigen lassen. Dort werden auch Temperatur- und Taupunktkurven dargestellt. Liegen diese beiden Kurven dicht zusammen, gibt es Kondensstreifen; sind sie weit entfernt, gibt es keine. Auch bei diesen Kurven ist zu sehen, dass die in den verschiedenen Höhen komplett unterschiedlich sein können - die Flugzeuge haben dann in diesen verschiedenen Höhen unterschiedliche Streifen.
Ausführlicher wird dies auf Können Streifen bei 70 % Feuchtigkeit entstehen? behandelt.
Das waren die Bedingungen, die am meisten für unterschiedliche Streifen sorgen. Wenn man es genau nimmt, gehört aber noch mehr dazu. Manche Punkte beeinflussen einen Streifen zwar weniger, können aber in Grenzsituationen möglicherweise auch zu einem unterschiedlichen Aussehen beitragen. Insgesamt kann aber festgestellt werden, dass immer Kombinationen aus verschiedenen Bedingungen Kondensstreifen gestalten.