Das Dokument des Umweltbundesamtes zu den Chemtrails (http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3574.pdf) muss dem Herrn Storr wohl schwer im Magen liegen und er kann sich anscheinend nicht damit abfinden, dass es die Fragen zu den Chemtrails realistisch, also nicht im Sinne seiner Märchen, beantwortet. Beim neuen Eintrag auf den Seiten des Sauberen Himmels kann man nun den Eindruck bekommen, dass er wie ein kleines ängstliches Kind nach Aufhängern sucht, um immer wieder gegen das UBA schießen zu können. Diesen Aufhänger fand er nun auch - in einer Anfrage an die Bayerische Staatsregierung zum Thema Geo-Engineering, die bereits am 13.01.2011 beantwortet wurde (www.guenther-felbinger.de):
Auch die Bayerische Staatsregierung beruft sich beim Thema “Chemtrails” auf die Wischi-Waschi-Stellungnahme des deutschen Umweltbundesamtes. Das ergibt sich aus der Antwort der Bayerischen Staatsregierung auf die Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Günther Felbinger von den Freien Wählern.
Und nun kommt der Schwenk:
Und das, obwohl man dem Umweltbundesamt auch in anderen wichtigen Angelegenheiten kaum mehr Glauben schenken kann.
Aber das muss natürlich vertieft werden und es geht natürlich wieder nach der typischen Chemtrail-Gläubigen-Methode.
Es wurde etwas für die Umwelt getan, nämlich das Wasser von Flüssen untersucht:
http://idw-online.de/pages/de/news445670.
Es wurde also untersucht, ob etwas nicht zufriedenstellend ist, es wurde untersucht, was das ist und das alles als Grundlage,
damit die Politik darauf reagieren kann. Man tut also etwas für die Umwelt. Der Saubere Himmel um Herrn Storr versucht nun aber wieder abzulenken:
Jetzt kam nämlich heraus, dass unsere Flüsse entgegen der Eigenwerbung des Umweltbundesamtes (“wir kümmern uns um gesundes Wasser”) weitaus stärker mit Pestiziden verseucht sind, als bisher von den Behörden angenommen. Aus einer neuen Studie geht hervor, dass 38 Prozent der in den Flüssen vorgefundenen Chemikalien in Konzentrationen vorkommen, bei denen eine unmittelbare Wirkung auf Organismen nicht ausgeschlossen werden kann (Quelle: http://idw-online.de/pages/de/news445670). Wer weiß, vielleicht stammen die in den Flüssen vorgefundenen Chemikalien nicht nur von den Pestiziden, die für unsere Umwelt schlimm genug sind, sondern auch von den Chemtrails, welche die Flugzeuge versprühen. Die in der Luft ausgebrachten Chemikalien kontaminieren ja schließlich nicht nur Luft und Böden, sondern auch die Gewässer. Aber all dies scheint dem Umweltbundesamt völlig egal zu sein.
Das ist die Logik der Chemtrail-Gläubigen: Man tut etwas und die Schlussfolgerung daraus ist, dass es den Verantwortlichen ja egal sei. Aber worum geht es in dem Artikel?
"Pestizide sind ein größeres Problem als lange angenommen. Das geht aus einer Studie hervor, für Daten zu 500 organischen Substanzen in den Einzugsgebieten von vier großen europäischen Flüssen ausgewertet wurden. Dabei zeigte sich, dass 38 Prozent dieser Chemikalien in Konzentrationen vorkommen, bei denen Wirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind. Dieses Ergebnis zeige klar, dass die Verschmutzung mit organischen Chemikalien ein europaweites Problem sei, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin „Science of the Total Environment“"
Pestizide. In dieser Studie geht es bei den Chemikalien also überwiegend um Pestizide und was haben die mit Chemtrails zu tun? Achso, es geht ja darum, das Umweltbundesamt schlecht zu machen. Da zitiert man eine Studie der EU aus 5 (!) Ländern mit Messergebnissen aus ca. 15 Ländern und pickt sich die am dramatischsten klingende Zahl (38 %) aus dem ersten Absatz heraus. Mehr hat er wohl wieder nicht gelesen …
Schon im zweiten Absatz des Artikels wird erklärt, was eigentlich gemeint ist:
"Die meisten der Substanzen, die in der in der Studie als Risiko für die Umwelt eingestuft wurden, waren Pestizide, deren Mehrzahl sich nicht auf der europäischen Liste prioritärer Stoffe findet, welche regelmäßig überwacht werden müssen. Deshalb sei eine Überarbeitung der Chemikalienliste, die die EU-Wasserrahmenrichtlinie den nationalen Behörden zur Beobachtung vorschreibt, dringend notwendig."
Es wird also eine Schlussfolgerung gezogen. Das zur Kenntnis zu nehmen ist das, was den Leuten vom Sauberen Himmel fehlt.
In der Studie selbst geht es um folgenden Effekt: Benutzt wird das, was nicht reglementiert ist. Kommt ein Stoff auf die schwarze Liste, weichen Industrie und Landwirtschaft auf neue Stoffe aus, die nicht kontrolliert werden. So fand man beim Vergleich von 750.000 (!) archivierten einzelnen Wasserproben quer durch die EU im Einflussbereich 4 größerer paneuropäischer Flüsse eben diese Stoffe, die keiner Kontrolle unterliegen. Und 38% dieser Stoffe kamen irgendwo in Europa in Konzentrationen vor, die nicht unbedenklich sind.
Das heisst nicht, dass 38 % des Wassers vergiftet sind (wie Storr bzw. der Saubere Himmel es liest), sondern dass es unter diesen 500, überwiegend nicht-kontrolierten, Stoffen 38 % gibt, die man besser kontrollieren sollte - was auch Ziel dieser Studie ist, denn sie fand im Vorfeld einer Konferenz statt, um dieser eine Diskussionsgrundlage zu geben. So läuft das in der Wissenschaft, man erforscht etwas, stellt fest, dass hier Handlungsbedarf besteht und die Politik reagiert (hoffentlich) darauf. Dieser Prozess ist im Gang und das ist doch gut so.
Ein interessantes Detail des Artikels am Rande:
"Überrascht waren wir auch, dass Substanzen, die bisher als harmlos eingestuft wurden wie HHCB, das als synthetischer Moschus-Duftstoff in Körperpflegemitteln eingesetzt wird, in der Umwelt in bedenklichen Konzentrationen vorkommen"
Welches Deo, Duschgel und welches Shampoo benutzt denn wohl unser Anwalt? Eins mit einer herben-männlichen Duftnote? Dann ist der Anwalt ja vielleicht an diesem Umweltskandal beteiligt.
Irgendwie muss der Anwalt aber den Bezug zu den Chemtrails schaffen:
Wer weiß, vielleicht stammen die in den Flüssen vorgefundenen Chemikalien nicht nur von den Pestiziden, die für unsere Umwelt schlimm genug sind, sondern auch von den Chemtrails, welche die Flugzeuge versprühen.
Aluminium und Barium reichen nicht. Jetzt tut er so, als würden Pestizide in den Chemtrails sein. Vielleicht stammt der Schimmel in altem Brot ja auch von den Chemtrails. Und diese komischen Fussel im Bauchnabel, das sind bestimmt die Polymere aus den Chemtrails …
Da sich der Saubere Himmel ja so tiefgründig damit beschäftigt, sollte er sich natürlich auch die Studie selbst ansehen. Die gibt es hier: Science of The Total Environment. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema sollten die 42 € doch nicht zu viel sein - oder? Oder war es doch nur wieder ein Schwafeln mit selektierten Schlagzeilen?
Nun gut, die ernsthafte Auseinandersetzung ist dann doch etwas zu schwer und zu viel verlangt, also kommt wieder der obligatorische Aufruf zu Spam:
Unter info ät umweltbundesamt Punkt de oder Fax 0340 XXXX XXXX können Sie sich beim Umweltbundesamt über all diese Missstände beschweren. Stellen Sie Fragen, werden Sie aktiv!
Da ist man wieder bei der Storrschen Logik: Es wird etwas getan, aber es soll aufgerufen werden, etwas zu tun. Anscheinend hat Herr Storr selbst nicht verstanden, was er vom Umweltbundesamt zitiert hat: "wir kümmern uns um gesundes Wasser". Denn genau dazu ist die Studie da. Ja, verstehendes Lesen - oder geht es doch nur um seinen Privatkrieg gegen das Umweltbundesamt, zu dem seine Jünger missbraucht werden sollen?
Nur wenn wir Bürgerinnen und Bürger aktiv werden und etwas unternehmen, kann sich das Blatt noch zum Guten wenden. Auf die Politiker und Behörden können wir nicht länger warten.
Jawoll! Revolution! Geht es jetzt schon mal so in Richtung Neudeutschland oder so?
Wir müssen selbst die Verantwortung übernehmen.
Eigentlich ist Verantwortung gut. Aber wir haben immer wieder gesehen, dass es beim Verstehen manchmal etwas hapert: die Sache mit EIKE und dem DWD, die Sache mit dem Flugzeug im Anflug, die Sache mit den Flüssen, die Sache mit dem Brief des Bundeskanzleramts aus Österreich an Herrn Steiner, die Sache mit dem Sensor im Triebwerk, die Sache mit der Milchleistung, usw. - bei solch offensichtlichen Problemen ist es schon besser, wenn Fachleute die Verantwortung übernehmen, die sich auf ihrem Gebiet auskennen und das auch verstehen.
Übrigens: Wie im Artikel auch zu lesen ist, ist für die Untersuchung des Wassers und für die Auswertung der Ergebnisse das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) maßgeblich tätig. Dabei handelt es sich um eine GmbH, bei der die BRD ein Gesellschafter ist - das UFZ arbeitet mit seiner Forschungsarbeit also für die BRD einschließlich des Umweltbundesamts. Die tun also etwas Sinnvolles - im Unterschied zu den Leuten, die mit ihren Märchen von den Chemtrails von der Realität ablenken und so der Arbeit für unsere Umwelt nur schaden. Und die Chemtrail-Gläubigen sind nun aufgerufen, sich über Missstände zu beschweren, weil da etwas für die Umwelt und uns getan wird - das ist die seltsame Logik des Sauberen Himmels um Herrn Storr.
Nochmal abschließend für die Chemtrail-Gläubigen zur Vereinfachung dargestellt:
In den vielen, vielen verschiedenen Flüssen sind viele, viele Stoffe enthalten. Von denen wurden in verschiedenen Flüssen 500 untersucht also 500 von allen Stoffen aus den vielen, vielen verschiedenen Flüssen. 38 % dieser 500 Stoffe von den vielen, vielen Stoffen aus den vielen, vielen Flüssen kommen in Konzentrationen vor, die Wirkungen auf Organismen haben könnten. Also 38 % von insgesamt 500 Stoffen aus mehreren Flüssen könnten etwas bewirken und sollen in Zukunft überwacht werden. Das sind nicht, wie der Rechtsanwalt schreibt, 38 % der Chemikalien in den Flüssen. Und dass sie überwacht werden sollen heißt, dass Messungen vorgenommen werden - das, was der Saubere Himmel ja eigentlich möchte. Und deshalb ruft Storr nun auf, sich über Missstände zu beschweren, obwohl ja gemessen werden soll. Was denn nun?
Schlimm, dass man den Chemtrail-Gläubigen alles immer nochmal erklären muss - selbst das, was sie selbst geschrieben haben …
Anmerkung: Verfälschung der Mailadresse und der Telefonnummer sowie Hervorhebungen in Zitaten von chemtrail-fragen.de.