Obwohl es (nicht nur) von den Chemtrail-Gläubigen immer wieder behauptet wird, ist es ohne Hilfsmittel nicht möglich, Flughöhen zu schätzen. Ob zwei Flugzeuge auf gleicher Höhe unterwegs sind, kann man von unten mit bloßem Auge i. d. R. nicht feststellen.
Erstens täuscht die Perspektive (es sind immerhin um die 10 - 11 km Entfernung). Dieses Beispiel vedeutlicht es recht gut, wo immerhin 1000 ft (ca. 304 m) Distanz zwischen den Flughöhen war (entspricht dem vorgeschriebenen Abstand): photography-on-the.net. Inflight sieht sowas dann so aus: Airbus Pilot: close crossing traffic, 300m(1000ft) above.
Selbst mit einer hohen Brennweite ist es nicht so einfach möglich, weil sich dabei - siehe verlinkte Beispiele - die Distanzen scheinbar verkürzen. Dieses Phänomen hat man nicht nur bei Motiven am Himmel, sondern das ist generell so.
Zweitens kann man nur mit dem Auge meist die Flugzeugtypen nicht erkennen. Der Grund ist, dass viele verschiedene Flugzeugmuster - aus der Ferne gesehen - die gleichen Konturen haben und man Details nicht erkennt. Vor allem die Chemtrail-Gläubigen haben ja so gut wie gar keine Kenntnisse bzw. Erfahrungen mit dem Flugverkehr (also auch mit Flugzeugen), so dass das noch als erschwerendes Kriterium hinzukommt.
Beispiel: Fliegt unten ein Canadair Regional Jet (kleines Flugzeug) und oben eine MD-90 (recht großes Flugzeug), kann es durchaus aussehen, als ob sie in gleicher Höhe unterwegs wären - dabei sind sie nur unterschiedlich groß. Hier kommt auch gleich ein Merkmal bei den Kondensstreifen zum Tragen: Da die Flugzeuge sehr unterschiedlichen Ausstoß haben und in verschiedenen Höhen unterwegs sind, kann der Kondenstreifen des einen Flugzeugs komplett anders aussehen als der des anderen Flugzeugs.
Diese Täuschung hinsichtlich der Größen tritt übrigens auch oft in Flughafennähe auf, wo die Flugzeuge recht tief sind. Obwohl sie alle in der gleichen Höhe sind (z. B. beim Landeanflug auf dem Gleitpfad), erscheinen manche Flugzeuge tiefer. Das sind sie aber nicht, sie sind nur größer. Und die scheinen tiefer zu fliegen.
Drittens gibt es optische Täuschungen in Verbindung u. a. damit, dass man am Himmel sehr weit sehen kann. Weit entfernte Kondensstreifen sind also auch für das bloße Auge sichtbar; sie erscheinen dann niedriger. Da durch das unterschiedliche Erscheinungsbild von Kondensstreifen auch Entfernungen kaum schätzbar sind, weiß man nicht, ob das gerade ein tiefer Contrail ist oder einer, der sich in weiter Entfernung befindet. Einen Einblick in dieses Thema finden Sie hier: How Far Away is That Contrail?.
Lassen Sie sich also nicht täuschen: Höhen und Flugzeugtypen kann man unter normalen Umständen nicht mit dem bloßen Auge schätzen - sonst bräuchten die Fachleute in der Luftfahrt auch keine Hilfsmittel, wie zum Beispiel Radar. Es gibt ein paar Ausnahmen, in denen es möglich ist, aber dazu muss man verschiedene Phänomene kennen, um einen Vergleich zu haben. Wenn man zum Beispiel weiß, wo sich die Wolken gerade befinden, kann man u. U. auch schätzen, wo das Flugzeug gerade ist. Das dürfte in der großen Mehrzahl der Beobachtungen jedoch nicht zutreffen.
Oder können Sie schätzen, ob sich ein LKW auf der Autobahn in 10,5 oder 11 oder 11,5 oder 12 Kilometern Entfernung befindet? Vielleicht ist es aber auch gar kein LKW, sondern ein Kleintransporter mit Pritsche, der die gleichen Umrisse hat, aber wesentlich dichter ist …
Man kann versuchen, Flüge festzustellen. Dazu gibt es verschiedene Flightradare, wie zum Beispiel flightradar24.com/. Alle Flugzeuge, die einen ADS-B-Transponder an Bord und den eingeschaltet haben, werden damit angezeigt. So kann man auch die Flughöhen feststellen.
Ein Beispiel für solch einen Irrtum finden Sie auf http://www.bildblog.de/26819/ueber-den-wolken-und-ueber-die-perspektive/.
Immer wieder sorgen senkrechte Streifen für Verwirrung. Raketenstart, Absturz, Meteoritenüberflug u. v. m. kann man dann lesen. Aber das ist natürlich Quatsch.
Wenn Linien vom Beobachter weg verlaufen, verlaufen die immer zum Horizont hin zusammen. Das ist bei Eisenbahngleisen so, bei Straßen und eben auch bei Kondensstreifen.
Wenn also ein Kondensstreifen senkrecht erscheint, bleibt das Flugzeug durchaus auf seiner Höhe. Es fliegt nur vom Beobachter weg oder zum Beobachter hin.
Wenn man sich einen Kondensstreifen ansieht, der genau über dem Beobachter ist, wird man das auch feststellen. Im Blickbereich wird er von oben nach unten verlaufen.