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Basics: Geoengineering, Wettermanipulation, Kondensstreifen, Chemtrails

Kategorie: Die Verschwörungstheorie

Begriffsverwirrung

Geoenginering, Climate Engineering, Klimabeeinflussung, Wettermanipulation - das sind Begriffe, die bei den Chemtrail-Gläubigen wohl am häufigsten verwendet werden. Aber auch in Medien sind diese Begriffe zu lesen, wenn sich diese hin und wieder einem dieser Themen widmen.

Leider zeigt sich immer wieder, dass dabei sehr viel Unkenntnis im Spiel ist; dass Begriffe verwässert oder gar falsch interpretiert werden.

Da ist Cloud Seeding (zum Beispiel Hagelflieger) schon mal ein kleinräumiges Experiment zum Geoengineering; da sind Kondensstreifen Geoengineering, weil diese ja das Klima beeinflussen; da ist ein Kondensstreifen ein Chemtrail, weil ja Chemie drin ist.

Aber das ist Murks. Nicht umsonst haben verschiedene Sachverhalte konkrete Bezeichnungen - man soll eigentlich wissen, worüber man gerade spricht. Oder um es mit Goethe zu sagen:

„Wenn ich Stratus höre, so weiß ich daß wir in der wissenschaftlichen Wolkengestaltung versiren und man unterhält sich darüber nur mit Wissenden.“

Deshalb finden Sie hier eine komprimierte Übersicht über diese einzelnen Themen bzw. Bereiche.

Geoengineering - Kiel Earth Institute
Quelle: Engineering the Earth to Fight Climate Change
Grafik: Rita Erven/Kiel-Earth-Institute

Geoengineering/Geo Engineering

Das ist der eigentliche Kern des Verschwörungsthemas. Die Streifen am Himmel sollen dieses Geoengineering sein; diese Aussage ist die zentrale Aussage seit es diese Märchen gibt (mit einer Abweichung im deutschsprachigen Raum bis ca. 2011). Siehe auch: Im Wandel: Der rote Faden/Kern der Verschwörungstheorie.

Genau genommen ist Geoengineering jedoch die Sammelbezeichnung für alle Methoden, die Erdoberfläche und Atmosphäre längerfristig zu verändern. Der Bau eines Staudamms gehört dazu wie auch die angedachte Klimabeeinflussung.

Climate Engineering

Climate Engineering ist ein Bereich des Geoengineerings.

Mit diesem Begriff sind Methoden zusammengefasst, mit denen vorsätzlich bzw. bewusst das Klima beeinflusst werden kann, um die Erwärmung der Atmosphäre zu verlangsamen. Dazu gehören zum Beispiel das Reduzieren des CO₂-Gehalts der Atmosphäre (CDR) und das Beschränken der Sonneneinstrahlung (SRM). Es ist also wesentlich mehr im Spiel als nur der Himmel. Gerade zum erstgenannten Bereich hat das Einlagern von CO₂ eine große Bedeutung, was von Algendüngung über Speicher bis hin zur Wiederverwendung reicht. Beim Verwenden der Begriffe Geoengineering bzw. Climate Engineering werden diese Methoden gern ausgeblendet. Dabei spielen sie aktuell eine viel größere Rolle als die möglichen Methoden am Himmel, denn gerade zum CDR gab es schon diverse Versuche.

Wenn sich das Klima ändert (eben auch durch ein eventuelles Climate Engineering), hat das natürlich auch Folgen für das Wetter. Dennoch hat Climate Engineering nichts direkt mit dem Wetter zu tun, sondern mit dem Klima. Dieses soll vorsätzlich und direkt beeinflusst werden, nicht aber das Wetter. Das Klima ist das Zielobjekt.

Solar Radiation Management (SRM)

Das Solar Radiation Management (SRM) ist ein Teilbereich des Climate Engineerings.

Dabei geht es darum, die Einstrahlung durch die Sonne und damit das Erhitzen der Oberflächen zu begrenzen. Ziel ist natürlich, die Erwärmung beim Klima zu beeinflussen, zu begrenzen. Dabei können zum Beispiel Oberflächen gestaltet werden (helle Oberflächen, Spiegel). Im Wesentlichen geht es den Chemtrail-Gläubigen aber um den Bereich des Ausbringens von Partikeln am Himmel zum Zwecke der Dimmung des Sonnenlichts (Stratospheric Aerosol Injection, SAI), weil das eben am besten zu den Streifen passt.

Die Chemtrail-Gläubigen verwenden für diesen Teilbereich schon sehr lange den Oberbegriff „Geoengineering“, aber auch sonst bürgert sich ein, dass „Geoengineering“ stellvertretend dafür verwendet wird. In den meisten Fällen kann man also davon ausgehen, dass mit Geoengineering das angedachte Vorgehen am Himmel gemeint ist. Sinnvoll ist diese Vermischung dieser Begriffe sicher nicht, aber so ist es halt.

Die Idee, Partikel in der Stratosphäre auszubringen, gibt es schon sehr lange. Vor allem im deutschsprachigen Raum wurde jedoch wenig darüber berichtet. Am bekanntesten waren wohl die Dokumentationen von Heinz Haber (1968) und Joachim Bublath (2007).


Heinz Haber (1968) und Joachim Bublath (2007): Die wohl bekanntesten älteren Erwähnungen des späteren SRM im deutschsprachigen Fernsehen.

Zu den auszubringenden Partikeln gab/gibt es verschiedene Vorstellungen. Am längsten und meisten wurden Schwefelverbindungen genannt, aber auch Aluminium- und andere Verbindungen waren und sind in der Diskussion.

Hinsichtlich der Umsetzung sind dabei vor allem Flugzeuge und Ballons im Gespräch. Letztere deshalb, weil die Ausbringungen in der Stratosphäre über der Wetterschicht (Troposphäre) erfolgen müssten, damit sie nicht beim nächsten Gewitterguss gleich wieder unten wären. Bei uns wären das Höhen über 15 km (im Gespräch sind 25 km oder höher), am Nordpol über acht km. Ballons könnten das bereits, während Flugzeuge für solche Einsätze in Regionen, wo die Troposphäre recht hoch ist, erst konzipiert werden müssten. Über den Polarregionen wäre es jedoch bereits jetzt mit Flugzeugen möglich.

Beim Climate Engineering (somit auch beim SRM) handelt es sich vorrangig um Studien, das Ganze ist also noch im theoretischen Bereich angesiedelt. Allerdings gab es dazu am Boden bereits Experimente, zum Beispiel zur Algendüngung, wie auch ein Experiment am Himmel (E-PEACE Eastern Pacific Emitted Aerosol Cloud Experiment). Aktuell in Planung ist das Experiment SCoPEx.

Mit diesen Methoden setzt man sich weltweit auseinander. Dabei geht es nicht nur um die Wirksamkeit an sich, sondern vor allem auch um die Auswirkungen, die nicht gewünscht sind. Abgesehen von ein paar wenigen Wissenschaftlern ist man generell der Ansicht, dass Geoengineering am Himmel zu viele Risiken mit sich bringen würde und man es deshalb ablehnt. Mehr dazu: Sondierungsstudie Climate Engineering.

Für die Verschwörungstheoretiker ist von Bedeutung, dass man darüber redet - was dann für sie der Beweis ist, dass es auch gemacht wird, die Streifen also damit zu tun haben.

Sondierungsstudie Climate Engineering - Kiel Earth Institute

Zusammenfassung:

  • Bereich Klima
  • Vorsatz erforderlich (Kondensstreifen gehören also nicht dazu)
  • derzeit ausschließlich Theorie (abgesehen von zwei kleinen Experimenten)
  • Höhe: 25 km
  • Technik: Ballons oder dafür noch zu konzipierende Flugzeuge
  • Erscheinungsbild: großflächige Trübung des Himmels

Weather Modification, Wettermanipulation, Cloud Seeding

Der Name sagt es eigentlich schon - im Gegensatz zum Klima geht es hier um das kurzfristige und mehr oder weniger räumlich begrenzte Geschehen in der Atmosphäre, um das Wetter, das ebenfalls vorsätzlich beeinflusst werden soll. Es sind also keine „kleinräumigen Versuche des Climate Engineerings“, wie es in Medien gern mal bezeichnet wird, sondern das ist in allen Merkmalen ein komplett anderer Bereich.

Ausnahme ist hierbei das Säen maritimer Wolken. Auch hier ist das Ziel, die Einstrahlung der Sonne zu reduzieren, womit das Klima beeinflusst werden soll. Dies gehört also zum SRM. Siehe auch E-PEACE Eastern Pacific Emitted Aerosol Cloud Experiment.

Zur Wettermanipulation wird bereits vorhandene Feuchtigkeit genutzt, sie wird also nicht ausgebracht. In aller Regel sind das vorhandene Wolken, die mit Kondensationskernen (bei uns Silberjodid, möglich sind aber auch andere Salze) zum Zwecke der (zusätzlichen) Tröpfchenbildung geimpft werden. Deshalb wird auch oft der Begriff „Cloud Seeding“ verwendet.

Da dies in den Wolken oder direkt darüber geschieht, sieht man davon nichts (außer vielleicht das Flugzeug). Es gibt keine weißen Streifen, keinen milchigen Himmel, nichts - die zu behandelnden Wolken sind ja bereits da. Rein theoretisch ist es natürlich möglich, dass die Folgen beobachtet werden können, der Niederschlag (möglicherweise auch als Virga). Solche Fallstreifen hätten jedoch ein ganz anderes Aussehen als die weißen Streifen.

Diese Praxis des Cloud Seedings wurde und wird immer mal wieder durchgeführt. Das war in Vietnam der Fall, aber auch anderswo hat man dies zu Kriegszwecken probiert. Bekannt sind auch die versuchten Manipulationen zu Olympia in China, zu den Paraden in Moskau, bei uns die Hagelflieger, in Thailand die Kaset, in den USA weathermodification.com/ usw. Weitere Beispiele dafür gibt es bei den „Beweisfotos“.

Die Höhe ist natürlich abhängig von den zu behandelnden Wolken. Silberjodid wird mit kleinen Flugzeugen in Aufwindbereiche ausgebracht, dabei liegt die Höhenbeschränkung schon allein beim Flugzeug. Die Partenavia P68 C-TC schafft nicht mal 6 km.

Über eine Aussicht auf Erfolg müssen wir hier nicht diskutieren (also auch nicht darüber, dass schon Teile von Paraden in Moskau wegen schlechten Wetters ausfallen mussten), denn für die Verschwörungstheoretiker ist ausschließlich wichtig, dass es das gibt. Und da man dabei etwas ausbringt, ist das der Beweis, dass auch die Streifen von vorsätzlichen Ausbringungen stammen.

Zusammengefasst:

  • Bereich Wetter
  • Vorsatz erforderlich (Fallstreak Holes gehören also nicht dazu)
  • wird weltweit praktiziert
  • an/in niedrigen (Bereichen von) Wolken
  • Technik: Flugzeuge
  • Erscheinungsbild: keins, da in oder direkt über Wolken

Besonderheit:
Bei den Chemtrail-Gläubigen ist oft etwas wie „Stoppt Wettermanipulation!“ zu lesen. Damit meinen sie nicht etwa die tatsächlich praktizierte Wettermanipulation wie die Hagelflieger (die allerdings wiederum durchaus als Beweis verwendet werden, dass ja gesprüht wird), sondern eben die Streifen am Himmel, aus ihrer Sicht also das Geoengineering. Sie vermischen hier Klima und Wetter. Insbesondere bei Wetterextremen gehen die Chemtrail-Gläubigen davon aus, dass diese das Resultat der Sprühereien, womit sie die Streifen meinen, seien - die Wettermanipulation.


Kondensstreifen

Eigentlich ist es selbstverständlich, nur der Vollständigkeit halber: Klar, das ist die Feuchtigkeit, die durch die Verbrennung in Flugzeugtriebwerken oder durch Druckabfall (nicht nur, aber vor allem in den Wirbelschleppen) entsteht, kondensiert und in der Kälte gefriert. Sie entstehen als unerwünschte Nebenwirkung, resultierend aus der aktuellen Vielfliegerei, wenn die entsprechenden Wetterbedingungen vorhanden sind (blauer Himmel bedeutet also nicht, dass nicht geflogen würde).

Die breiten Streifen entstehen einerseits dadurch, dass die Kondensstreifen verweht werden, andererseits aber auch dadurch, dass sie Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft an sich binden und diese erst sichtbar machen. In dem Fall dienen sie also zur Wolkenbildung aus der Umgebungsfeuchtigkeit - nur ein geringer Teil des Streifens stammt vom Flugzeug selbst.

Nun sind Kondensstreifen zwar keine gefährlichen Chemtrails, ganz wirkungslos sind sie dennoch nicht. Tagsüber können sie die Sonneneinstrahlung behindern und sich auf das Wettergeschehen auswirken (bei potenziellen Gewitterlagen zum Beispiel), sonst behindern sie die Wärmeabstrahlung und sind somit klimawirksam (auch hier wieder der Unterschied: Wetter und Klima). Die aktuelle Forschung besagt, dass der zweitgenannte Effekt überwiegt - also das bewirkt, was man mit dem Geoengineering gerade verhindern will.

Wäre man bei einer Verschwörung so dumm und würde mit Streifen am Himmel etwas bewirken, was man mit Streifen eigentlich vermeiden möchte?

Nebenbei:
Recht unbekannt ist eine angedachte Methode des Climate Engineerings, das Cirrus cloud thinning. Hier geht es gerade darum, dass die hohen (also auch die durch Kondensstreifen ausgelösten) Wolken die Wärmeabstrahlung behindern, so zur Erwärmung beitragen, also schädlich sind. Deshalb wäre eine Möglichkeit, diese hohen Wolken (ähnlich wie bei der Wettermanipulation) zu impfen, so dass Eiskristalle entstehen, diese ausfallen und so die hohen Wolken reduzieren. Im Climate Engineering ist also sogar das Gegenteil von dem vorgesehen, was durch die Fliegerei passiert.

Davon abgesehen wird an der Problematik sehr intensiv gearbeitet. Vor allem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht in Zusammenarbeit mit der NASA daran, wie Kondensstreifen das Klima beeinflussen und wie sie reduziert bzw. vermieden werden könnten:

Würde man daran arbeiten, die Kondensstreifen zu vermeiden, wenn sie vorsätzlich ausgebracht wären?

Zusammengefasst:

  • Bereiche Wetter und Klima
  • unerwünschter Nebeneffekt/kein Vorsatz (damit weder Geoengineering noch Wettermanipulation)
  • weltweit
  • bei uns überwiegend in Reisehöhe (8 - 13 km) zu sehen, selten auch tiefer möglich
  • Technik: vor allem Flugzeuge
  • Erscheinungsbild: Streifen, die sich entsprechend der Wetterbedingungen unterschiedlich verhalten

Chemtrails

Das sind die Dinger, die entstehen, wenn man alles in einen Topf wirft und eine eigene Interpretation des Geschehens erfindet. Märchen also.

Zusammengefasst:

  • Bereich Märchen/Verschwörungsideologien
  • Vorsatz durch Wortführer, bei Gläubigen Folge unzureichender methodischer Kompetenz
  • weltweit

So weit eine kleine Zusammenfassung bzw. Strukturierung. Zum Vermeiden von Missverständnissen, für die Bildung allgemein und zum Aufklären über die Chemtrail-Ideologie wäre es natürlich sinnvoll, wenn diese Abgrenzungen konsequent erfolgen würden. Schwächen oder Fehler dabei sorgen dafür, dass potenzielle Chemtrail-Gläubige den einfacher klingenden Erklärungen der Chemtrail-Märchen auf den Leim gehen.