Wenn hinzukommt, dass sich der Betroffene hintergangen fühlt, dass er Vertuschungen, Lügen und Bedrohungen vermutet, ist es nicht weit zur generellen Anfälligkeit für Erklärungen, die sich gegen „das System“, die Juden, Amerika, die „Finanzherrschaft“ usw. richten. Die Chemtrail-Vermutung ist also gleichzeitig ein Einstiegspunkt bzw. Katalysator für alle verschwörerischen Annahmen, somit natürlich auch für rechte Richtungen. Sie ist eine gefährliche Schlüsselverschwörungsideologie.
Gegenüber anderen Verschwörungsannahmen hat die von den Chemtrails sogar noch eine Besonderheit. Die Streifen sind durch jeden zu sehen und so ergibt sich eine vermeintlich direkte Betroffenheit: durch angeblich weniger Sonnenlicht und durch angebliches Fallout aus den Streifen mit den sich daraus ergebenden gesundheitlichen Folgen. Chemtrail-Gläubige haben also echte Angst, die sie auch ihren Kindern vermitteln und weshalb sie irgendwelche Mittelchen verabreichen, die teilweise sogar gefährlich sind (z. B. MMS). Durch den Hass auf Flugzeuge tendieren sie dazu auch noch zur Aufforderung, Laserattacken auf diese durchzuführen. Der Fanatismus wächst.
Einen sehr guten Artikel zu den Prozessen in einzelnen irrationalen Bereichen bis hin zu deren Abhängigkeiten finden Sie hier: Corona-Querfront: Von Homöopathie & Handauflegen zur Holocaustrelativierung?
Blasenverhalten
Wer mangels Möglichkeit zur Prüfung (niemand kann auf allen Gebieten alles wissen) vorerst daran glaubt, wird bei der Beschäftigung damit schnell merken, dass es Quatsch ist. Die Hardcore-Chemtrail-Gläubigen, also die, die nicht nachdenken können oder wollen, werfen ihre Behauptungen in den Raum, ignorieren Gegenargumente und Fakten, beleidigen und verschwinden. Statt auf die Inhalte der „Chemtrail-Leugner“ einzugehen und Fehler zu benennen, wird einfach behauptet, dass nur gelabert würde und man dumm sei. Wer erzählt, wie sich Zusammenhänge in der Wirklichkeit verhalten, wird schnell als „Troll“ bezeichnet und gesperrt. Von der Realität müssen sich Verschwörungstheoretiker abschotten, damit eine größtmögliche Konzentration auf eigene Quellen erfolgt. Genutzt wird dazu immer wieder der Gish-Galopp.
Dabei wird versucht, das Ganze zu personifizieren. So können konkrete Feindbilder und damit Hass aufgebaut werden, denn die Verantwortlichen für die vermeintlichen
Verschwörungen sind sehr abstrakt und kaum fassbar. So sind dann auch die Prangerlisten zu finden, die wir eben aus rechten Kreisen kennen.